Analoge Fotografie mit einer Zenit Kamera

Mein Jahr mit der Zenit ET
Fotografie hat mich schon immer fasziniert. Ich gehöre zu der Generation, die den Übergang von der analogen zur digitalen Fotografie hautnah miterleben durfte. Als Kind war es für mich eine besondere Freude, Fotos aus vergangenen Tagen zu betrachten. Die Erwachsenen saßen beisammen, reichten die Bilder herum und erzählten Geschichten dazu. Manchmal wurden Erinnerungen dadurch sogar lebendiger. Jedes Foto war ein Fenster in die Vergangenheit, ein greifbares Stück Zeit.
Geduld, Spannung und Magie – Der Reiz der analogen Fotografie
Der Prozess der analogen Fotografie war damals mit viel Geduld verbunden. Hinzu kamen die Kosten. Ein angefangener Film mit wenigen Aufnahmen blieb oft wochenlang in der Kamera, bis sich ein weiteres Ereignis lohnte, um ihn vollends zu belichten. Danach folgte der nächste Schritt: Der Film musste entwickelt werden, entweder durch einen Fachmann oder einen erfahrenen Hobbyfotografen. So vergingen nicht selten ein bis zwei Wochen, bis man die entwickelten Fotos endlich in den Händen hielt. Der Moment, in dem man den Umschlag öffnete und die Bilder zum ersten Mal sah, war immer voller Spannung, schließlich hatte man das ein oder andere Motiv bereits fast vergessen.
Sofortbildfotografie: Die Magie der analogen Bilder in Sekunden
Ein prägendes Erlebnis war für mich der erste Kontakt mit einer Polaroid 600 Kamera bei meinem Onkel in Kasachstan. Ich war sofort begeistert: Den Auslöser betätigen, das Bild herausziehen, etwas damit wedeln und plötzlich erschien das Foto! Für mich als Kind war das pure Magie. Später, nach unserem Umzug von Georgien und Kasachstan nach Deutschland, wurden automatische Kompaktkameras zum Standard. Polaroid-Kameras sah ich immer seltener. Meine Eltern erklärten mir damals, dass Polaroid „nicht gut“ sei. Erst Jahre später verstand ich den Grund: die Qualität der Aufnahmen und die fehlende Möglichkeit, Abzüge nachträglich zu vervielfältigen. Dennoch, für uns Nostalgiker bleibt Polaroid ein einzigartiges Erlebnis.
Digitale Fotografie: Wie sie die analoge Ära ablöste
Ende des sechsten Schuljahres, im Jahr 2002, sah ich zum ersten Mal eine digitale Fotokamera. Unser Lehrer brachte sie mit in den Unterricht und ließ uns einige Aufnahmen auf dem Schulgelände machen. Das war revolutionär: Wir konnten uns die Fotos sofort auf dem Display ansehen und am Ende der Stunde sogar alle Bilder auf dem Fernseher betrachten. Damals waren digitale Kameras noch teuer und die Bildqualität schlechter als die von günstigen analogen Modellen.
Doch die Technik entwickelte sich rasant. Digitale Kameras verdrängten die analogen, und später übernahmen Smartphones diese Rolle vollständig. Heute trägt fast jeder eine Kamera in der Hosentasche. Jederzeit bereit, um ein Foto zu schießen. Doch das Bewusstsein für Fotografie hat sich verändert. Früher traf man sich, um gemeinsam Fotoalben anzusehen. Heute werden Bilder per WhatsApp verschickt oder auf Social Media geteilt. Die Haptik, die Spannung des Wartens und das bewusste Fotografieren sind weitgehend verloren gegangen.
Der Unterschied zwischen analoger und digitaler Fotografie
Als professioneller Fotograf arbeite ich heute aus Wirtschaftlichkeitsgründen fast ausschließlich digital. Digitale Fotografie erlaubt es, sich durch viele Aufnahmen an das perfekte Bild heranzutasten: Das Licht wird angepasst, ISO-Werte korrigiert, der Bildausschnitt optimiert. Spiegellose Kameras mit LiveView ermöglichen es, Veränderungen in Echtzeit zu sehen. Doch genau hier liegt der fundamentale Unterschied zur analogen Fotografie: Dort gibt es keine Sofortkontrolle. Jeder Schuss muss wohlüberlegt sein, denn das Ergebnis wird erst nach der Filmentwicklung sichtbar. Man muss das fertige Bild vor dem inneren Auge sehen, bevor man den Auslöser betätigt. Diese fokussierte Herangehensweise verlangt eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Motiv. Eine Denkweise, die sich auch auf die digitale Fotografie übertragen lässt. Ich bin überzeugt: Wer analog fotografiert, entwickelt ein besseres Gespür für Licht, Komposition und den richtigen Moment.
Ein Jahr analoge Fotografie mit der Zenit ET – Mein persönliches Projekt
Deshalb habe ich mich entschieden, ein Jahr lang ausschließlich analog und in Schwarzweiß zu fotografieren. Die Kamera, mit der ich dieses Projekt umsetze, ist eine Zenit ET. Ein Geschenk meiner Frau. Ich nutze dabei einen einzigen Filmtyp: Ilford HP5 mit 24 Bildern pro Film. Die Auswahl der Motive ist bewusst, die Anzahl der Aufnahmen begrenzt. Und das macht es so besonders. Die Filme entwickle ich selbst, und ich freue mich auf die Spannung, die dieser Prozess mit sich bringt. Ich bin gespannt, wie groß die Herausforderung wird sowohl technisch bei der Filmentwicklung als auch kreativ beim Arbeiten mit dem Vergrößerungsgerät.
Ein Wunsch, den ich mit diesem Projekt verbinde: Auch digital wieder bewusster fotografieren. Weniger Datenmüll auf der SD-Karte. Mehr Aufnahmen, die direkt überzeugen – ohne lange Nachbearbeitung in Lightroom. Ja, manche Looks entstehen nur digital, das ist unbestritten. Aber müssen wirklich so viele Fotos nachträglich angepasst werden? Lässt sich durch eine bessere Vorbereitung nicht auch die Nachbearbeitung reduzieren?
7 Monate mit der Zenit ET – Mein Zwischenfazit
Seit sieben Monaten läuft mein analoges Fotoprojekt und es war bislang eine Reise voller Höhen, Tiefen und mehr Spannung beim Entwickeln, als mir manchmal lieb war.
Im Februar 2026 werde ich hier einen ausführlichen Abschlussbeitrag unter dem Titel „Ein Jahr analoge Fotografie“ veröffentlichen. Die entstandenen Bilder werden bewusst nicht auf Social Media geteilt. Aber keine Sorge: Ich habe bereits eine schöne Möglichkeit im Sinn, wie ich euch trotzdem einen Einblick in mein analoges Fotoalbum ermöglichen kann.
So viel sei jetzt schon verraten: Im Laufe des Projekts kam aus unerwarteten Gründen nicht ausschließlich der Ilford HP5 zum Einsatz und neben dem klassischen HELIOS-44M-4 durfte ich mit mehreren spannenden Objektiven arbeiten, die dem Projekt noch einmal eine ganz neue kreative Richtung gegeben haben.
Freut euch auf den finalen Beitrag, es wird einiges zu entdecken geben.
Nächstes Thema